Sylvester 2009
... mit Dank an Manfred Schreiber für 55 Jahre Orgeldienst

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Zum Nachlesen: Die Ansprache von Pfarrer Christoph Lang
Liebe Gemeinde,
die meisten von Ihnen zeigen mir jetzt ihren Rücken, wenn ich hier oben auf
der Orgelempore stehe. Aber dieser Perspektivwechsel ist heute Abend einfach
nötig, wenn wir dem Mann danken, der sonst immer mit dem Rücken zur Gemeinde
sitzt: Manfred Schreiber, unser Organist, wird nach über 55 Jahren an der
Orgel heute offiziell von diesem Amt im bisherigen Umfang verabschiedet.
Lieber Manfred,
wenn wir Dir heute Danke sagen, dann fällt es uns allen nicht leicht, die
rechten Worte zu finden.
Einer, der unserer Gemeinde mehr als 55 Jahre lang an der Orgelbank gedient
hat, einer, der dafür keine Ehrung und keinen Dank möchte, soll heute von
seiner Gemeinde im Orgeldienst offiziell verabschiedet werden und - ich sage
es ehrlich - wir können das nur, weil wir hoffen und zuversichtlich sind,
dass wir Dich noch so oft wie möglich an der Orgel sehen und hören werden.
Dennoch haben wir zu respektieren, dass Du Deinen Orgeldienst im bisherigen
Umfang zum 31.12.2009 beenden willst, und darum will ich heute ein paar
Sätze an dieser Stelle sagen.
Ich mache es zuerst mal poetisch und humorvoll. Mit einem kleinen Gedicht.
Er zeigt mir sonntags meist die kalte Schulter
Schaut nur in den Spiegel, oder - auf mich hinunter
Wenn ich was sage, dann schweigt er nur
Er antwortet meist in Moll oder Dur
Doch nicht nur sonn- und feiertags
Kann man ihn dort sehn sitzen,
Auch werktags - denn, wer wenig übt,
Kommt sonntags schnell ins Schwitzen
Wenn alle singen, unterscheidet er
Zwischen Schwarz und Weiß, 's geht hin und her
Mal leis und still, mal laut und heftig
Dann sanft und dann auch wieder kräftig
Mit Fingern streichelt er für uns die Tasten
Mit Tönen tut er uns entlasten,
Nimmt Stimmungen auf und gibt sie wieder,
Wählt mit Bedacht die rechten Lieder
Doch loben muss man nicht nur seine Hände,
Auch mit den Füßen weiß er umzugehen.
Ich meine das Pedal, wenn er es spielt mit Fleiß,
Und mit den tiefen Tönen uns den rechten Halt zu geben weiß.
Wer so, mit Händen, Herz und Füßen
Den Gottesdienst mitfeiert und die Kirche füllt,
Das kann nur unser lieber Manfred sein,
Nur einer spielt die Orgel so klar und so fein.
Drum sagen wir Dir heute Dank,
Und loben Dich auf Deiner Orgelbank.
Nochmehr aber woll'n wir dem die Ehre geben,
Der Dich bis hierher geführt in Deinem Leben.
Denn Er hat Dir die Musica gegeben,
Hat Dich begabt, beschenkt mit Gaben eben,
Die Du nun nicht für Dich behalten,
Die Du gebrauchtest, um für andre zu gestalten.
Für Ihn und Ihm zur Ehre, so hast Du gewichtet,
Für Gottesdienst und Kirchenmusik auf eigene Ehre verzichtet.
Hast manche Chöre unterstützt und auch geleitet,
Unsern Kirchenchor hast Du jahrzehntelang begleitet.
Nun heißt es: Gott mit Dir an jedem neuen Tag,
Er gebe Dir, was unser Dank nicht geben mag:
Gesundheit, Frieden, Seinen Segen,
So werden wir gewiss noch manches Mal Dein Spiel erleben.
Für Manfred zum "offiziellen Abschied" von der Orgelbank am 31.12.2009 - von
Christoph
Lieber Manfred,
es wäre noch manches zu sagen über Deinen Dienst in unserer Kirchengemeinde.
Ich habe einige Menschen gebeten, sie sollen den Satz zu Ende führen: "Wenn
ich an Manfred an der Orgel denke". Folgende Antworten habe ich bekommen:
"Wenn ich an Manfred an der Orgel denke".
- dann öffnet sich mein Herz!
- dann bin ich froh, dass es auch nebenamtliche Kirchenmusiker wie ihn gibt,
die mit Engagement, hohem Anspruch und künstlerischer Qualität Gottesdienste
und Konzerte mit gestalten. Besondere Verdienste hat er sich auch beim
erfolgreichen Projekt "Neubau der Heintz-Orgel" erworben, die hoffentlich
noch viele Jahre zahlreiche Musizierende und Hörende begeistern wird.
- dann bedauere ich es dass eine über 50-jährige Geschichte in unserer
Kirche zu Ende geht. Ich habe immer gerne seiner Kunst die Orgel zu
streicheln und ihr somit wunderschöne Töne zu entlocken gelauscht
- dann bin ich von seinem beständigen treuen Orgeldienst einfach
überwältigt, der die Gottesdienste mit sämtlichen Orgelwerken und Chorälen
musikalisch begleitet, den Gemeindegesang geführt und gestärkt, das
musikalische Ohr geschult, die Liturgie souverän unterstützt und der
Wortverkündung das lobpreisende Amen verliehen hat. Danke für diese
segensreiche Unterstützung, für jeden in aller Bescheidenheit erbrachten
Einsatz!
- Mit seinen sicheren Orgelhänden und -füßen hätte Manfred durchaus viele
anspruchsvolle Orgelkonzerte in der Kirche anbieten können, doch mit der
Orgelbegleitung in den Gottesdiensten und seinem Einsatz im Posaunenchor hat
er seine musikalischen Gaben uneigennützig zum Wohl der Gemeinde
eingesetzt, - dies ist und bleibt ein außergewöhnliches Markenzeichen seines
persönlichen Gottesdienstes!
- Wenn Manfred an der Orgel sitzt, spüre ich einen vollkommenen Einklang,
eine große Harmonie zwischen Instrument und Spieler. Bei Manfreds Orgelspiel
berührt der Himmel ein wenig die Erde.
- Was mir zu Manfred einfällt: absolut zuverlässig, zielstrebig, äußerste
Selbstdisziplin, hart gegen sich selbst, selbstvergessen und zeitlos in
seiner Welt der Musik, einfühlsam und doch führend an der Orgel, als
musikalischer Begleiter absolut anpassungsfähig und flexibel.
- Wenn ich an Manfred an der Orgel denke,
dann staune ich immer über sein feines Gespür für die richtige Wahl seiner
Orgelstücke und über sein Einfühlungsvermögen in die unterschiedlichsten
Lebenssituationen unserer Gemeindeglieder, seien es fröhliche oder traurige
Anlässe.
Er bringt mit der Orgel zum Klingen, was Herzen bewegt und spricht Menschen
über seine Art und Weise des Musizierens an.
- Wenn ich an Manfred an der Orgel denke, denke ich an sein sanftes Lächeln,
seine Menschlichkeit, Gradlinigkeit. Sein Orgelspiel ist für mich genauso,
einfühlsam, umschmeichelnd. . ich merke immer, ob Manfred oder jemand
anderes die Orgel spielt .
Noch viele andere Stimmen könnte ich zitieren, aber ich denke, die Worte
haben gezeigt, was viele Menschen heute Abend empfinden.
Lieber Manfred,
wir danken unserem Gott heute Abend dafür, dass ER, der Erfinder der Musik,
Dir so viele Jahrzehnte hier an der Orgel geschenkt hat!
Wir danken Gott heute Abend, dass ER, unser gemeinsamer Herr, Dich so reich
beschenkt hat mit den Gaben, die Du in den Dienst Deiner Gemeinde gestellt
hast!
Wir danken Gott heute Abend, dass ER, der Begleiter und Tröster, Dich auch
in schweren Zeiten getragen hat und bitten ihn, dass ER Dich auch bei allem,
was kommen wird, tragen und begleiten möge - und ganz eigennützig bitten und
hoffen wir, dass Du noch oft hier oben anzutreffen bist!
Als Zeichen unseres Dankes an Dich darf ich Dir im Namen des
Kirchengemeinderats und ich denke, im Namen der ganzen Gemeinde, einen
Gutschein überreichen für ein Restaurant in Karlsruhe. Dazu möchten wir Dir
einen Vormittag in der Karlsruher Stadtkirche schenken, an dem Du selbst die
beiden Orgeln dort, die 1958 erbaute Steinmeyer-Orgel und die neue, 2005
eingeweihte Remy-Mahler-Orgel, die als Chor-Orgel genutzt wird, ausprobieren
und kennen lernen sollst. (Die Orgel an der Christuskirche in Karlsruhe wird
zurzeit generalüberholt, und das wird noch eine Weile dauern, darum die
Stadtkirche).
Wir hoffen, dass unser Geschenk Dir ein wenig Freude macht und wünschen Dir
von Herzen Gottes Segen!!!
Für Deine Frau wollen wir Dir diesen Blumengruß überreichen und sagen von
ganzem Herzen: Danke!
Christoph Lang
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