Das Ehrenamt und die Kirchenmusik:

40 oder gar 50 Jahre Treue sind in Wössingen keine Seltenheit

Im Bläsergottesdienst an Quasimodogeniti (23. April 2006) wurden zwei langjährige Bläser, Oswald Pfatteicher und Günter Kärcher, für 50 bzw. 40 Jahre aktive Zeit mit der sog. "Kuhlo-Medaille" geehrt. Die Ehrung nahm Walter Ludwig (Grötzingen) vor, Mitglied des Landesarbeitskreises der Posaunenarbeit in Baden. In seiner Würdigung stellte er die Treue und Kontinuität heraus, mit der Bläser wie Günter Kärcher und Oswald Pfatteicher, und mit ihnen unzählige Aktive in ganz Deutschland, ihre Verbundenheit zur Kirche und zur Bläserarbeit Woche für Woche zum Ausdruck bringen.

Im selben Gottesdienst sagte die Kirchengemeinde auch Dankeschön an Manfred Schreiber, diesmal nicht im Blick auf seine Dienste in der Bläserarbeit, sondern jetzt für über 50 Jahre Orgeldienst in Wössingen. Hier wurde wieder einmal deutlich, dass es Manfred Schreiber zu jeder Zeit darauf ankam, nicht zuerst seine "Fähigkeiten" zum Ausdruck zu bringen, sondern zuerst darauf, seine "Begabungen" in den Dienst der Gemeinde zu stellen. Was er in den 50 Jahren an Ideen und Neuerungen in die Kirchenmusik und ins Leben der Kirchengemeinde eingebracht hat, lässt sich kaum in Worten beschreiben. Und zugleich drückt sich in dieser Treue über 50 Jahre eine Kontinuität aus, die ihresgleichen sucht. Ehrenamtliches Engagement in der Kirchengemeinde - in der Kirchenmusik zeigt es sich in Wössingen sicherlich am deutlichsten.

In einem Gedicht von Paul Weismantel kommt das, was an Freude und Leid zu diesem "Ehrenamt" dazugehört, facettenreich zum Ausdruck:

Wenn einem etwas eine Ehre ist...
dann freut man sich daran,
dann hat es einen hohen Stellenwert,
dann investiert man einiges an Zeit und Kraft und Herzblut,
dann wird darin vieles möglich, was man vorher für undenkbar gehalten hätte,
dann setzt man sich aus und wird angreifbar und verwundbar,
dann folgt man den Spuren Jesu, dessen Ehre es war, den Willen Gottes zu tun und den Menschen zu dienen.
Wenn einem etwas eine Ehre ist...
dann fühlt man sich selbst geehrt,
auch wenn es Widerstände und Hindernisse zu überwinden gibt,
auch wenn einem Steine in den Weg gelegt werden,
auch wenn einen andere dafür belächeln,
dann folgt man dabei den Spuren Jesu,
der den Weg der Passion gegangen ist,
der Leidenschaft, die auch bereit ist,
Leiden anzunehmen und zu ertragen.
Wenn einem etwas eine Ehre ist...
dann kehrt die geschenkte Freude ins eigene Herz zurück,
dann vermehrt sich, was man teilt und schenkt,
dann kann man sich überraschen lassen und wird nicht blind vor Eifer,
dann wird das Herz frei und gelöst von aller Verbitterung,
dann kann man Jesus besser verstehen, der sagt, wer sein Leben verliert, wird es gewinnen, wer es krampfhaft festhält, wird es verlieren.

Ich wünsche allen Ehrenamtlichen in unserer Kirchengemeinde, dass sie spüren, zu wessen Ehre sie ihre Dienste tun - es müssen ja nicht immer gleich 40 oder 50 Jahre sein...

Christoph Lang